Auswandern nach Frankreich
(K)eine gute Idee!

Ein Deutscher in Frankreich? Nicht gerade ungewöhnlich, für mich aber schon.

Dieser Artikel entstand wärend eines Interviews mit meiner Blogger Kollegin Kathi Daniela und ist auch in leicht abgewandelter Form auf Ihrem Blog unter 5 Fragen an Auswanderer nach zu lesen.


Der Kontakt zu Frankreich und der französischen Sprache war in den ersten 25 Jahren meines Lebens ...eigentlich nicht vorhanden. In der Schule wurde Frankreich hauptsächlich im Geschichtsunterricht erwähnt. Napoleon, 4 Siegermächte. Auswandern nach Frankreich? Nicht im Traum...

Weder für Studium noch Urlaube kam Frankreich für mich in Frage. Irgendwie wirkte das Land mit seiner komplizierten Sprache und dem eigentümlichen Essverhalten (Schnecken, Froschschenkel und Austern) nicht einladend auf mich. Im Nachhinein muss ich sogar feststellen, dass mein Unterbewusstsein alles dafür tat, nicht in dieses Land zu reisen.

Ok, die französische Industrie hatte meinen Respekt für Innovationen wie Eiffelturm, Ente und Concorde. Aber mehr konnte ich dem Land (damals) nicht abgewinnen.


Aber da der Mensch ja lernfähig und leidensfähig ist, insbesondere wenn noch eine schöne (französische) Frau an seine Seite gestellt wird, entwickelte sich nun doch noch ein entspanntes Verhältnis zwischen mir, Frankreich und meinen Franzosen. Wobei,


Der Weg war steinig, hart und lang.


Sicherlich auch weil null Sprachkenntnisse und eine sehr reservierte Grundhaltung gegenüber Land und Leute nicht die optimalen Bedingungen für einen Emigranten sind


Meinen ersten Job in der französischen Industrie hatte ich von Deutschland aus organisiert. Zum Glück, da eine Kommunikation in der Landessprache noch nicht wirklich möglich war.


Da ich für den Export Bereich zuständig war, kam ich mit Englisch die ersten Monate ganz gut über die Runden. Ich hatte von überall gehört das, wenn man einmal im Land ist und eine "immersion totale" hat, die Sprache nach spätestens 12 Monaten fließend gesprochen wird.


Leider war dem bei mir überhaupt nicht so und ich wage diese These komplett in Frage zu stellen. Nach einem Jahr können Sie sicherlich etwas im Restaurant bestellen und ihrem Friseur sagen wo sie herkommen. Beim Jahresendgespräch mit dem Personalleiter werden Ihnen schnell ihre Grenzen aufgezeigt.

Kurz: Ich fühlte mich erst nach etwa 5 Jahren Frankreich "sattelfest".


Vieles ist aber auch der  völligen anderen Kultur geschuldet, welche ich immer noch am ergründen bin.  Ich würde hier mein Niveau als "Fortgeschrittener" betrachten, weil viele Dinge bei mir immer noch ein Kopfschütteln verursachen.


  #Kleiner Tipp off Topic: Nicht wundern, lästern oder bemängeln.

  Das bringt Sie als Expa nicht weiter. Nur akzeptieren und mitmachen.#



Also, die Sprache war nach 5 Jahren ok, die Frau war mittlerweile geheiratet, das Haus gebaut, zwei Autos standen im Vorgarten, fehlte also nur noch... Kinder. Auch hier haben wir dann wieder ganze Arbeit geleistet. Die mittlerweile 7 und 9 Jahre alten "halb Deutschen" sind echte Wonneproppen. Und wie sich das für eine ordentliche Familie gehört, auf nahezu allen unseren Reisen mit dabei.


Insbesondere Südfrankreich, die Provence und Côte d’Azur hat es uns angetan. Von Paris aus mit dem Auto zu erfahren, fast immer schönes Wetter, Meer, Natur, Kultur und südländisches, französisches Lebensgefühl.


    Was habe ich am meisten vermisst?

Meine Familie und meine Freunde. Ich glaube das kann man auch mit nichts ersetzen. Aber den Kontakt sollte man unbedingt aufrecht erhalten.

Ach ja, deutsches Brot und gutes deutsches Bier fehlen mir auch noch:)


    Was habe ich gelernt?

Ich bin stolz auf die deutsche Kultur und auf unsere deutschen Tugenden. Diese mit dem französischen savoir vivre zu kombinieren ist anfänglich schon eine Kunst. Wenn man das aber einmal beherrscht, dann lebt es sich in Frankreich sehr gut.


    Was hätte ich gern vorher gewusst?

Das die ersten 3 Jahre sehr lang und hart werden würden.

Eine neue Sprache nicht in 12 Monaten gelernt ist.

Und man eine andere Kultur nicht ändern kann - nur mit Akzeptanz kommt man weiter


4.Wie kommt man mit den Franzosen in Kontakt?

Ich hatte das Glück über meine Frau in eine große Familie aufgenommen zu werden.

Ansonsten Arbeitskollegen und Eltern der Mitschüler meiner Kinder.


    Warum würde ich es (nicht) wieder tun?

Ich würde es wieder tun. Es hat mich beruflich und vor allem persönlich sehr viel weiter gebracht.







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